BODENBEARBEITUNGSGERÄT:
I. Allgmeines.
II. Gerätetypen: A. Stielgerät: 1. Hacke: a. Hacke mit geschlossenem Blatt.- b. Karst.- c. Spitz- u. Kreuzhacke.- 2. Spaten.- 3. Schaufel.- 4. Rechen.- 5. Gabel.- 6. Sonstiges.- B. Pflug.- C. Kultivator, Fräse, Untergrund- u. Zwischenstocklockerer.- D. Egge, Schleife, Walze, Erdschaufel.- E. Schweres, mod. Bodenbearbeitungsgerät.
I. Allgemeines: Für die versch. Arbeitsvorgänge bei der BODENARBEIT im Weinberg, die sich i.d.R. v. Frühj. bis zum Herbst (bis nach der LESE) erstrecken, werden je nach Jahreszeit u. Bodenbeschaffenheit unterschiedl. Arbeitsgeräte verwendet. Viele der genannten, über Generationen hinweg benutzten Geräte sind v. Aussterben bedroht u. tw. nur noch in Weinbau- od. Heimatmuseen zu finden. In früherer Zeit spielten, bevor Pflug u. Traktor aufkamen, die Stielgeräte eine bedeutende Rolle: Hacke, Spaten, Schaufel u. Rechen. Die Hacke wurde sozusagen zum Symbol des im Weinberg arbeitenden Winzers (vgl. die Abb. Der Rebmann in Amman 1995, 99). So wurden für das Anhäufeln der Reben nach der Lese zwecks Frostschutz Hacke od. Schaufel verwendet. Zum Abhäufeln im Frühj. diente vor allem die Hacke, z.B. mit einem herzförmigen Blatt (Spitzhacke, Weingarthacke, -garten-, -garts-). In späterer Zeit wurde erst mit dem Pflug freigeräumt, anschließend dann spez. um die Rebe herum die Feinarbeit mit der Hacke ausgeführt. Auf die Verwendg. im Frühj. zur Fastenzeit (die Tätigkeit hieß Fastenhauen) weist noch die Gerätebez. Fastenhaue hin. Mit dem Spitzhäuelein wurde in noch früherer Zeit vor dem Schnitt der Rebkopf (HOLZ/TRIEB) freigelegt. Es ist zu beachten, dass in den Dial. die Bez. manchmal abweichend v. der dt. Standardspr. gebraucht werden, so kann z.B. Schaufel auch 'Spaten' bedeuten. In Cond (MOSEL) wird das Fachw. Rechen i.S.v. 'vierzinkiger Karst', auch Vierzähner genannt, verwendet. Viele der benutzten Geräte kommen auch in der Landwirtschaft vor, zumal der früher auf Autarkie bedachte Winzer oft neben dem Weinbau auch Landwirtschaft betrieb, um den hohen Bedarf an Mist (DÜNGUNG) für den Weinberg decken zu können. Es gibt aber auch Geräte, die nur im Weinbau verwendet werden. Folg. Bodenbearbeitungsgeräte können unterschieden werden; jedoch werden diese v. den GWP nicht immer genau beschrieben.- II. Gerätetypen: A. Stielgerät: 1. Hacke: In der landwirtschaftl. Fachspr. werden unter der Bez. Hacke verschiedenartige Arbeitsgeräte zusammengefasst, die aus einem (längeren) Holzstiel (Stiel) mit einem aufgesetzten stählernen Hackblatt (Blatt), das mit einer Spitze od. Schneide versehen ist, bestehen. Zu der Gruppe "Hacke" werden also auch Stielgeräte mit einem sehr dünnen, schräg zum Boden gestellten Blatt (Ziehhacke) sowie die mit Zinken versehenen Hacken, auch Kärste genannt, gerechnet. Mit der Handhacke wird die beste Bearbeitg. der Zwischenräume erreicht. Wegen des hohen Arbeitsaufwands wurde sie im Weinbau jedoch mehr u. mehr durch mod. Geräte abgelöst. In ST. GALLEN wurde im J. 1983 die nicht näher beschriebene Pendelhacke benutzt.- a. Hacke mit geschlossenem Blatt: Die Hacke mit geschlossenem Blatt (Hacke I, Hacken I (Gerät), Haue I (Gerät)) wird vor allem zur Bodenlockerg. u. zur Unkrautbeseitigg. verwendet. Es treten unterschiedl. Blattformen (z.B. viereckig, dreieckig, herzförmig, halbmondförmig, oval) auf. Vor dem Schnitt bediente man sich im Frühj. für das sog. Freiräumen (raumen, räumen, Raumen, Räumen), d.h. für das Entfernen der Erde um die Rebe od. für das Freilegen des Rebkopfs, spez. Hacken (Raumhäuelein, Räum-) mit unten zugespitztem od. herzförmigem Blatt. In Hammelburg (FRANKEN) wurden zusätzl. vor dem REBSCHNITT mit dem Räumstöckelein alle Steine um den Rebstock herum entfernt, um ein Stumpfwerden der Rebschere zu verhindern. In Reichesdorf (RUMÄNIEN) benutzte man im Frühj. je nach Bodenbeschaffenheit entweder die Grabhaue mit viereckigem Blatt od. die Offene Haue mit herzförmigem Blatt. Zum Bedecken der Reben mit Erde zum Schutz vor Frost dienten Treckhaue u. Trechhaue. In Werschetz (SERBIEN) benutzte man eine ganz schmale, lange Hacke (Abwurzhackel) zum Entfernen der Erde v. der Veredlungsstelle (VEREDLUNG), damit sich dort keine Wurzeln bildeten.- b. Karst: Bes. für schwere od. steinige Böden bediente man sich einer Hacke, die aus einem Stiel mit 2 od. 3 (seltener 4) schweren Stahlzinken besteht u. die durch ihr eigenes Gewicht leicht in den Boden eindringt (Beißer, Bisser, Karst, Karsthaue). Die zweizinkige Hacke wird Zweizack, Zweizinker, die dreizinkige Hacke Dreihäuel, Dreizack, Dreizähner, Dreizähnerkarst, Dreizink, -zinken, Dreizinker, Dreizinkerkarst genannt. In Diesbar-Seußlitz (SACHSEN) werden z.B. folg. Typen unterschieden: Spitzkarst mit 2 parallelen Zinken, Raumkarst, Räum- mit 2 parallelen breiteren Zinken, deren Spitzen unten ca. 5cm lang sind, u. Hackkarst, der zusätzl. ein angeschmiedetes Eisenstück, den sog. Aufzug, besitzt, der den Stiel entlang läuft. In Deidesheim (PFALZ) war der Karst zweizinkig, der Krampen (Krampe, Krampen) dagegen dreizinkig.- c. Spitz- u. Kreuzhacke: Gleichfalls zur Bearbeitg. v. schweren od. steinigen Böden dient die Spitzhacke mit 1 Spitze (Einzähner, Einzähnerpickel) od. die Kreuzhacke mit 2 Spitzen (Bergeisen, Pickel, Bickel I (Gerät)).- 2. Spaten: Zum tiefgründigen Umgraben, vor allem zum RIGOLEN vor der NEUANLAGE u. zum Ausheben der Pflanzlöcher (Dränagespaten), wurde früher der Spaten verwendet. Mit ihm wurde die Erde im Rigolgraben abgestochen u. manchmal auch herausbefördert (Rigolspaten, Senkschaufel, Stechschaufel). Bei der Trethaue bzw. Tritthaue handelt es sich um einen Spatentyp mit einem etw. schmäleren od. mit einem unten spitz zulaufenden Blatt. In manchen Dialektgebieten (z.B. in RUMÄNIEN) wird der Spaten (Spat, Spate, Spaten) mit viereckigem Blatt v. Grabscheit, v. der Trethaue u. der Stichschaufel, deren Blatt unten spitz zuläuft, unterschieden.- 3. Schaufel: Beim Rigolen wird die lockere Erde meist mit der Schaufel (Lopate, Schippe, Schaufelschippe) aus dem Graben geschöpft. Diese wurde auch zum Einebnen der Weinbergsfläche nach dem Rigolen sowie zum Anhäufeln der Reben u. Bedecken der zwecks Frostschutz od. VERMEHRUNG in den Boden eingelegten Reben mit Erde benutzt.- 4. Rechen: Der Rechen, im Ndd. Harke genannt, der aus Holz (Holzrechen) od. Eisen (Eisenrechen) bestehen konnte, wurde zum Einebnen der Weinbergsfläche nach dem Umgraben (Gartenrechen, Steinrechen), zum Zusammenscharren des entfernten Unkrauts u. auch zum Glätten des Bodens vor der LESE verwendet, um Spuren v. Traubendieben erkennen zu können. Beim Abschnürrechen waren jeweils im Abstand v. 10cm Löcher hineingebohrt, in die - je nach gewünschter Breite der Zeilen u. der Pflanzabstände - Zapfen hineingesteckt werden konnten.- 5. Gabel: Zum Verteilen des Mists (DÜNGUNG) wurde eine (meist metallene) Gabel od. ein hakenähnl. Gerät verwendet (Drahtgabel, Eisengabel, Greif, Greife, Misthaken). Vereinz. kam auch der Düngerstreuwagen zum Einsatz.- 6. Sonstiges: In Wretzen (SLOWENIEN) wurden die Steine im Weinberg mit einem länglichen, viereckigen, kantigen Eisenhammer (Matzule) zerkleinert. In Tiengen (BADEN) klopfte man die Wagrain-Böschungen mit der Rainbrätsche fest.- B. Pflug: Zur Erleichterg. der Bodenarbeit u. zur Senkg. der Arbeitskosten setzte sich im Laufe der Zeit auch im Weinau immer mehr der Pflug durch u. drängte die Stielgeräte in den Hintergrund. Er wird überwiegend zum (tiefgründigen) Wenden u. Lockern des Bodens verwendet. Früher wurde der Pflug, abgesehen v. den Steillagen, v. einem Tiergespann (Pferd, Ochse, Kuh) gezogen, in späterer u. mod. Zeit erledigt dies ein Schlepper (Direktzug). In Steillagen ist der Pflug nur begrenzt einsetzbar. Hier wird er v. einer Seilwinde (Seilzug) den Hang hinauf gezogen. Früher galt die Regel: Wo der Pflug kann geh(e)n, / soll kein Weinstock steh(e)n (Bohn 1936, 14; Honold 1941, 154; Keller A. 1956, 239). Die Pflüge wurden den unterschiedl. im Weingarten anfallenden Arbeiten angepasst. Vor allem beim Roden (herumrotten, roden, rotten) u. Rigolen (rigolen, gerigolen) wurden neben spez. Pflügen (Anbaurigolpflug, Herumrottpflug, Rigolpflug, Rigols-, Rodpflug, Rott-) vielfach Pflüge eingesetzt, die auch im Ackerbau (Ackerpflug) od. im Gartenbau (Gartenpflug, Gartenpflüglein) verwendet werden (Bugger). Am verbreitetsten ist der sog. Scharpflug, v. den Winzern Scharenpflug genannt (vgl. MeyersLex. 1987, 17, 52, Abb. u. Erl. der Einzelteile). Abgesehen v. Schar I (Schneidgerät) f., fachsprachl. n., werden v. den GWP die Teile des Pflugs nur selten benannt. Je nach der Anzahl der Schare (einscharig, zweischarig, dreischarig) werden folg. Pflugtypen unterschieden: Einschar, Doppelschar, Zweischarpflug, -scharen- u. Dreischarer, Dreischarpflüglein. Der Stelzpflug ermöglicht eine gleichbleibende Arbeitstiefe, da der Grindel durch eine Stelze mit Kufe od. durch ein Rad (Einradpflug) unterstützt wird. Der Grindel ist der waagerecht gelagerte Stab, der das Sech (messerartiger Teil des Pflugs, der den Boden aufreißt) u. die Halterg. für das Pflugschar trägt. In den Dial. werden die unterschiedl. Pflugtypen häufig sprachl. nicht unterschieden, sondern nur mit dem Simplex Pflug benannt. Dagegen wird zur Unterscheidg. der spez. für den Weinberg konzipierte schmale Pflug, der durch die Rebgasse (WEINBERGSTEIL) fahren kann, meist mit Zus. bez., die im BW auf die Trauben (Traubenpflüglein) od. den Weinberg Bezug nehmen (Rebbergpflug, Rebpflug, Reben-, Weinbergpflug, Weingartpflug, -garts-, Weingartpflüglein, -garten-). Das Anhäufeln der Reben im Herbst zwecks Frostschutz (je nach Region anackern, häufeln, haufen, häufen, zudecken, zuzackern genannt) erfolgt mit dem Anackerpflug, Fürchpflüglein, Haufpflug, Zudeckpflug, Zuzackerpflug, das Abhäufeln im Frühj. (aufdecken) mit dem Aufdeckpflug, die Bodenlockerg. im Sommer (rühren) mit dem Rührpflug. Mit dem Holder wurde nach der LESE die festgetretene Erde aufgerissen (gerillen). Ältere Pflugtypen sind Telbpflug, UW u. Planet (vgl. Wenisch 1912, Fig. 29. 30. 34). Im Weinbau werden auch pflugähnl. Geräte (Grubber, Reißer, Risser) verwendet, deren Schare austauschbar sind. Diese werden durch die sog. Gänsefüße (Gänsetatsche) ersetzt, mit denen z.B. in Sausenheim (PFALZ) das ganze J. über das Unkraut entfernt wurde.- C. Kultivator, Fräse, Untergrund- u. Zwischenstocklockerer: Der Kultivator (Grubber) ist ein mehrschariges durch Räder unterstütztes Bodenbearbeitungsgerät zum Aufreißen, Lockern u. Mischen der oberen Bodenschicht u. zur Beseitigg. des Unkrauts. Zur Untergrundslockerg. wird manchmal hinter dem Pflug ein spez. Gerät (Reißer, Risser, Untergrundlockerer) hergezogen, das den Boden aufreißt u. tiefgründig auflockert. Der Zwischenstockpflug (Zwischenstock) u. Zwischenstocker lockern den Boden zw. den Rebstöcken auf. Bei der Bodenlockerg. im Sommer fand, vor allem in jüngerer Zeit, die Fräse (Bodenfräse) Verwendg.- D. Egge, Schleife, Walze, Erdschaufel: Nach dem Pflügen kommen zum Einebnen der Weinbergsfläche die Egde, Egge, die aus Zinken, Rahmen u. Anspannvorrichtg. besteht, od. eggenähnl. Geräte zum Einsatz, welche die Oberfläche glätten, aber nicht festdrücken (Hobel, Schleife, Schleifholz, Schleifstange, Schleipfsladen, Streifladen). Auch der Rechen (Eggrechen, Eisenrechen) wurde häufig verwendet. Zum Bewegen größerer Erdmassen auf kurze Entferng. dient die Erdschaufel. Pflanzl. Material zwecks Bodenlockerg. wird mit der Spatenegge eingearbeitet, die Scheiben mit spatenähnl. Ansätzen besitzt, mit denen der Boden kräftiger durchgearbeitet wird. Die Walze, die aus Rahmen, Zugvorrichtg. u. Arbeitskörper besteht, dient zum Zerkleinern der Schollen u. zum Einebnen des Bodens.- E. Schweres, mod. Bodenbearbeitungsgerät: Mod. Maschinen wie Bulldog u. Bulldozer finden sich erst in jüngster Zeit.- Lit. (überwiegend mit Abb.): Freudenberg 1960; Dahlen 1878; Klein W. 1926; Klingner [1935]; Leser 1931; MeyersLex. 1987, 17, 52; Muth 1928; Schindler 1953, 1, 460ff.; Schmidt-Wiegand 1981b, 36, Fig. 1; Schwarzer 1915; Wenisch 1912.- M.B.

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