REBSCHNITT:
I. Allgemeines.
II. Schnittzeitpunkt.
III. Schnittart (Grundsätzliches): A. Zapfenschnitt.- 1. Kopfschnitt.- 2. Bock-/Gobeletschnitt.- 3. Kordonschnitt.- B. Rutenschnitt.
IV. Schnittart in Abhängigkeit vom Weinbau-/Anbaugebiet (in Auswahl): A. Saale-Unstrut.- B. Nahe.- C. Mosel.- D. Rheinhessen.- E. Franken.- F. Pfalz.- G. Württemberg.- H. Baden.- I. Elsass.- J. Schweiz: 1. Basel.- 2. Zürich.- 3. Thurgau.- 4. Aargau.- 5. Graubünden.- K. Österreich: 1. Niederösterreich.- 2. Burgenland.- 3. Steiermark.- L. Südtirol.- M. Ungarn.- N. Kroatien.- O. Serbien.- P. Slowenien.- Q. Tschechien.- R. Slowakei.- S. Rumänien.
I. Allgemeines: Vom Rebschnitt, der sich an der REBSORTE, dem Boden u. dem Klima ausrichten muss u. viel Erfahrg. verlangt, hängen entscheidend der Ertrag, aber auch die Entw. u. die Lebensdauer der REBE ab. Rebschnitt u. REBERZIEHUNG hängen eng zusammen. Hierzu werden Messer od. Scheren (GERÄT) benötigt.- II. Schnittzeitpunkt: In den nördl. Weinbaugebieten erfolgte der Rebschnitt, Reben- (Schnitt), der vor dem Austrieb des Rebstocks abgeschlossen sein muss, meist in den Monaten Febr. bis März. In den 1980er J. wurde jedoch schon früher mit dem Schneiden begonnen als in früheren Zeiten, in denen bes. Maria Lichtmess (2. Febr.) den Auftakt zum Schnittbeginn gab, worauf noch zahlr. Winzerregeln, wie z.B. Lichtmess, spinne vergess, Krummes in die Hand, in den Wingert gerannt (WINZERREGEL), hindeuten. So wurde der Adventschnitt, Advents- in Lorch-Lorchhausen (RHEINGAU) früher selten, aber i.J. 1981 schon häufiger praktiziert (Winterschnitt). In Bad Münster am Stein-Ebernburg (NAHE) führte man diesen Schnitt früher ebenfalls nur vereinz. durch. Von den GWP wurden außer Maria Lichtmess (Lichtmess) noch folg. Termine genannt, an bzw. nach denen der Rebschnitt beginnt: ein schöner Januartag, Dreikönig, Josef, Josephi, Josefstag, Joseppi-, Joseppen-, König, Longinus, Maria Verkündigung, Neujahr, Vinzenztag. In Güns (UNGARN) u. Novacella/Neustift (SÜDTIROL) sollte der Schnitt am Josefitag (Josefi) u. in Klein-Schelken (RUMÄNIEN) bereits am Martintag, Martins-, Martini- beendet sein, da danach schon mit Frost zu rechnen sei. In Trasadingen (SCHAFFHAUSEN) galt die genügend abgetrocknete, bröckelige Erde als Kriterium für den Schnittbeginn: "es hätt scho Pmold".- III. Schnittart (Grundsätzliches): Beim Schnitt müssen dem Fruchtholz od. Tragholz, das sind die einjährigen (verholzten) Triebe auf zweijährigem Holz (sog. zahmes Holz), bes. Aufmerksamkeit gewidmet werden. Hiervon können Bögen, Strecker od. Zapfen (s.u.) angeschnitten werden; das Holz sollte gut ausgereift sein. Das Ersatzholz, das meist auf kurze Zapfen geschnittene einjährige Holz, dient der Formerhaltg. u. Verjüngg. Alle übr. Triebe werden entfernt. In Einzelfällen wird auch das wilde Holz, das sind z.B. einjährige verholzte Triebe am Rebstamm, angeschnitten, wenn kein geeignetes zahmes Holz am Rebstock zur Verfügg. steht. Dieses weist zwar eine geringere Fruchtbarkeit auf, ist aber entgegen weit verbr. Ansicht keineswegs unfruchtbar (HOLZ/TRIEB). In der Fachlit. werden folg. Fruchtholzarten unterschieden, die in Abhängigkeit v. der gewünschten Augenzahl (AUGE) pro Rebstock u. v. dem Erziehungssystem ausgewählt werden: Zapf, Zapfen, Zäpf (1-3 Augen); Strecker (4-8 Augen); Flachbogen (8-12 Augen); Halbbogen (8-16 Augen); Pendelbogen (12-18 Augen); Ganzbogen (12-18 Augen; die GWP verwenden hierfür die Fachw. Bogen u. Rebbogen, Reben-). Schwarzenbach 1969, 12 unterscheidet z.B. den Kurzschnitt (Kordonschnitt, Gobeletschnitt) v. Langschnitt (Streckbogen). Die Ang. der Winzer weichen hiervon aber tw. ab, da auch längere Zapfen als Fruchtholz (Tragzapfen) angeschnitten werden können (s.u.), z.B. mit 5-6 Augen (Knecht) in Niederneuforn (THURGAU). Wurden die Triebe beim Schnitt zu lang belassen, so sagte man in Stäfa (ZÜRICH): "könnte es Kalb dadurch springen". Als Antw. auf die spez. reg. Gegebenheiten (Klima, Boden, REBSORTE) haben sich im Laufe der Jh. vielfältige Schnittsysteme ausgebildet, die im Folg. in Auswahl behandelt werden. Vielfach sind die 2 grundsätzl. Schnittarten Zapfenschnitt u. Rutenschnitt kombiniert. Hierbei sind best. Regeln einzuhalten, vgl. z.B. an der Mittelmosel (MOSEL): "De Bädelmann (Zapfen) darf nit iwer de Edelmann (Biegling) (Bügling, Büge-) komme" (Honold 1941, 153).- A. Zapfenschnitt: Der Zapfenschnitt, bei dem mehr od. weniger lange Zapfen angeschnitten werden, findet bei der sog. Kopferziehg., beim Bockschnitt/Gobeletschnitt u. beim Kordonschnitt Anwendg.- 1. Kopfschnitt: Bei der KOPFERZIEHUNG wird direkt über dem Erdboden ein sog. Kopf, z.B. mit 4-5 kürzeren Zapfen, ausgebildet, d.h. die Triebe an diesem Teil der Rebe werden jedes J. auf 1 Auge zurückgeschnitten, so dass sich im Laufe der Zeit eine faust- bis kindskopfgroße Verdickg. ausbildet. Dieser Kopfschnitt ist hauptsächl. in NIEDERÖSTERREICH u. in amerikanischen Schnittrebengärten verbr., wurde früher aber auch in and. Weinbaugebieten durchgeführt. Für diese Schnittart wird manchmal auch der Terminus Bockschnitt (vgl. III.2.) verwendet, so z.B. in Burgwerben (SAALE-UNSTRUT). Dort wurde ein Kopf in Bodennähe anstelle eines Stamms angeschnitten, wenn nach einem strengen Winter ein gr. Teil des Rebstocks erfroren war. In Ramsthal u. Erlenbach a.M. (FRANKEN) war der Kopfschnitt bei der Pfahlerziehg. übl. In Schwabsburg (RHEINHESSEN) wurde er früher in Steillagen praktiziert, um den Rebstock möglichst niedrig zu halten. In Frostlagen u. sonstigen Lagen wurde dagegen der Schenkelschnitt durchgeführt.-Lit.: Muth 1928, 37.- 2. Bock-/Gobeletschnitt: Aus dem Bockschnitt, der früher z.B. in Bensheim (HESS. BERGSTRASSE) ausgeübt wurde, resultiert ein kürzerer Stamm über dem Boden, der in mehrere kurze knorrige Verzweigungen ausläuft; an diesem werden die Fruchtzapfen angeschnitten. Ohne nähere Ang. wird der Bockschnitt als Schnittart bei der Pfahlerziehg. v. den GWP aus Monzingen (NAHE) u. Schriesheim (BADEN) angegeben. In der SCHWEIZ u. in FRANKREICH wird er Gobeletschnitt (Gobelet) genannt. Er soll aus dem Kanton Vaud/Waadt ins WALLIS eingeführt worden sein. Daher wird er auch taille vaudoise genannt. In Ligerz (BERN) z.B. werden 4 Rebschenkel (Horn I (Auswuchs)) auf gleicher Höhe ausgebildet, hierauf werden 4 Zapfen meist mit 2 Augen angeschnitten, ebenso in Erlach, wo 2-3 Augen übl. sind. In Salgesch (WALLIS) wurden früher 2-3 Püsset stehen gelassen u. immer 2 Augen angeschnitten; diese Schnittart wird v. der GWP als Bockschnitt bez. Dagegen sollte mit dem sog. Kronschnitt ein gleichmäßig runder Rebstock erzielt werden. Der GWP aus Boppard (MITTELRHEIN) ist das Fachw. gleichfalls bekannt, aber v. ihr wurde dieser Schnitt nicht ausgeübt. In der PFALZ soll vor dem J. 1900 lt. GWP aus Sausenheim der Bockschnitt ausschließl. praktiziert worden sein; dann sei er v. Bockenheimer Schnitt (vgl. IV.F.) abgelöst worden.- 3. Kordonschnitt: Beim Kordonschnitt werden auf einem mehr od. weniger langen (waagerechten) Kordonarm aus altem Holz nur Zapfen angeschnitten.- Schumann 1998, 125f., Abb.- B. Rutenschnitt: Beim Rutenschnitt wird längeres Fruchtholz am Rebstock belassen, damit Strecker u. Bögen geformt werden können. Es können eine od. mehrere längere Fruchtruten (Rute) pro Rebstock angeschnitten werden (Einrutenschnitt, Zweirutenschnitt, Dreirutenschnitt). Meist ist der Rutenschnitt mit dem Zapfenschnitt (vgl. A.) kombiniert, denn zusätzl. werden meist 1-2 kurze Zapfen als Ersatzholz (Reservezapfen) erhalten. So schnitt man z.B. in Binzen (BADEN) bei Pfahlerziehg. früher 1 Gerte zum Bogenmachen, 1 Zäpflein, Zäpfe- u. 1 Knebel mit 3-4 Augen an.- IV. Schnittart in Abhängigkeit vom Weinbau-/Anbaugebiet (in Auswahl): Je nach Weinbau- bzw. Anbaugebiet wurden/werden ganz unterschiedl. Schnittarten praktiziert. Die folg. Ang. stammen v. den GWP u. beziehen sich auf die 1980er J. u. die Zeit davor: A. SAALE-UNSTRUT: Im Saale-Unstrut-Gebiet wurde früher der Bogschnitt praktiziert: In Burgwerben schnitt man auf einem ca. 25cm v. der Erde entfernten Rebkopf meist 3 Strecker mit je 3-4 Augen u. 3 Zapfen mit je 1-2 Augen an. Im darauffolgenden J. wurden dann v. den Trieben, die aus den Zapfen wuchsen, die Strecker angeschnitten. In Höhnstedt schnitt man die Stummel, die sich am unveredelten Rebkopf befanden, auf 3-4 Augen zurück. Diese trieben aus u. brachten den Ertrag.- B. NAHE: An der Nahe wurden früher bei Pfahlerziehg. Bogenreben (Bogrebe, Bogen-) u. Stifte (Stift, Stiften) angeschnitten, später auch 2 Bogreben u. 1 Stift beim Drahtrahmen, z.B. in Steingruben. In Monzingen wird der Knöt (Knot, Knoten, Knöt, Knöten) mit 3-4 Augen v. Zapfen unterschieden, der nur 1-2 Augen besitzt. In Odernheim a. Glan wurde bei Kopferziehg. früher auf dem Rebkopf (Knorz, Knorzen, Knörz, Knörzen) der Stift u. im nächsten J. auf den Stift die Bogrebe angeschnitten.- C. MOSEL: Bei der Pfahlerziehg. wurde "auf drei" geschnitten. Beim Drahtrahmen waren in Piesport Halbbogen, Pendelbogen u. Strecker übl.- D. RHEINHESSEN: In Gau-Odernheim wurden sowohl bei Pfahlerziehg. als auch im Drahtrahmen ein Langer u. ein Kurzer, d.h. eine längere Fruchtrute u. ein kurzer Zapfen (Stift, Stiften), stehen gelassen, aber mit dem Unterschied, dass bei der Pfahlerziehg. immer 2 Schenkel (Zweischenkelige) ausgebildet wurden, beim Drahtrahmen in den ersten J. nur 1 Schenkel (Einschenkelige), erst später ebenfalls 2 Schenkel. Die GWP aus Armsheim erl., dass etwa in den J. 1961-1981 entweder 2 Schenkel od. 2 Fruchtruten u. 1 Knöter, d.h. ein Zapfen mit 2-3 Augen, angeschnitten wurden. Früher seien dagegen bei geringerem Stockabstand nur 1 Bügel u. 1 Zapfen übl. gewesen; 1 Stift, d.h. ein Zapfen, u. 1 Rute od. 2 Stifte u. 2 Ruten in Monsheim; 2 Fruchtruten (Fruchtrebe) beim Drahtrahmen in Armsheim. In Schwabsburg praktizierte man in frostgefährdeten Lagen (Frostlage), das sind meist Weinberge in der Ebene, den Schenkelschnitt.- E. FRANKEN: Bei der Kopferziehg. wurde in Hammelburg 1 Knoten mit 3 Augen angeschnitten, aus dem im darauffolgenden J. die Knotrebe wuchs. In Castell entfernte man in den ersten 7 J. im Frühj. alle Rebtriebe (reißen), damit sich ein kinderfaustgroßer Rebkopf (Köpflein, Weingartsköpflein) ausbildete; auf diesen wurden dann 3 Triebe (Rebe) angeschnitten, die in 3 versch. Richtungen zeigten.- F. PFALZ: In Gleiszellen wurde im Kammertbau (KAMMERT) auf 3 Fruchtruten (Rute) u. 2-3 Zapfen (Knebel) geschnitten. Die Bed. des Mondlichts für den Rebschnitt ist den beiden GWP aus Gleiszellen bekannt: Rebschnitt bei zunehmendem, aber nicht bei abnehmendem Mond (Schein). Diese Regel (BRAUCH) befolgen sie selbst aber nicht, da sie abwegig sei. In Leinsweiler war gleichfalls der Dreirutenschnitt übl., der hier Storchennest hieß. In Rhodt unter Rietburg schnitt man beim Drahtrahmen 2 Fruchtruten (Rebe) u. 2 Zapfen an; dieser Schnitt heißt hier Spalierschnitt u. in Leinsweiler Zweirutenschnitt. In der Pfalz fand außerdem eine spez. Schnittart mit 1 od. 2 Fruchtruten, der Bockenheimer Schnitt, Verbreitg. Dieser soll nach den Ang. der GWP aus Sausenheim durch Herrn Klingel aus Bockenheim, der nach dem Hambacher Fest nach Frankreich emigriert sei, v. dort mitgebracht u. eingeführt worden sein; der zuvor ausschließl. praktizierte Bockschnitt (vgl. III.2.) sei so abgelöst worden. In Kallstadt wurden früher 2 Ruten angeschnitten, beim Bockenheimer Schnitt jedoch nur noch eine, die als Schenkel bez. wurde. Auch in Gönnheim wurde nur 1 Fruchtrute am Rebstock belassen. Früher war dieser Schnitt, der vor allem bei Weißweinsorten angewandt wurde, eine Neuheit, i.J. 1982 jedoch schon gang u. gäbe. Als noch keine Fangdrähte im DRAHTRAHMEN vorhanden waren, wurde in Schweigen der Struwwelpeterschnitt praktiziert, bei dem die Triebe auf 60-70cm Länge eingekürzt wurden. Die Triebe, die anschließend wild durcheinander standen, nannte man Struwwelpeter.- G. WÜRTTEMBERG: In Nonnenhorn wurde ein Schurz (Schurz, Schürze), das ist ein etw. längerer Reservezapfen, angeschnitten, wenn die Länge des Rebtriebs nicht mehr für einen Bogen ausreichte. Bei dem Dreischenkelsystem (SCHENKELERZIEHUNG) wurde in Walheim der Dreibogenschnitt ausgeführt.- H. BADEN: In Sulzfeld schnitt man früher bei Pfahlerziehg. 2 Bogen, 2 Zapfen u. 2 Fläschenträgerlein an. Letztere sind Zapfen, die im darauffolgenden J. nochmals als Zapfen angeschnitten werden. Der Bogenschnitt wurde in Beckstein bei Einzelpfahlerziehg. u. der Schenkelschnitt beim Drahtrahmen praktiziert; 2 kurze Flachstrecker wurden in Weingarten ausgebildet.- I. ELSASS: In Orschwihr/Orschweier schnitt man früher je nach Stärke des Rebstocks 4 od. mehr Gertlein, Gerte- an.- J. SCHWEIZ: 1. BASEL: In Pratteln werden folg. Zapfen unterschieden: das Zäpflein, Zäpfe- mit 2-3 Augen, welches das Fruchholz tragen soll, der Knebel (etw. länger als das Zäpflein) u. schließl. das Reservlein, das ist der Reservezapfen. Der Zweischenkelschnitt wird hier Wechselschnitt genannt. In Maisprach schnitt man 2 Knebel mit 4-5 Augen an.- 2. ZÜRICH: In Teufen wurden früher bei Rotweinrebsorten in Pfahlerziehg. 3 Stefzge (Stefz, Stefzg, Stefzgen) od. 2 Stefzge u. 2 Nägelein belassen, bei Weißweinsorten dagegen nur Bögen, in Stäfa beim Stefzschnitt (Pfahlerziehg.) 2 Stefzge ('Rebschenkel') u. unterhalb davon 1 Reservezapfen (Knecht). Wenn ein Stefzg zu hoch wurde, schnitt man ihn ab u. baute mit Hilfe des Knechts den Rebstock neu auf. In Teufen wurden i.J. 1984 beim eigtl. Rebschnitt 1-2 Triebe zunächst nicht beschnitten, sondern erst nach den Eisheiligen, wenn die Frostgefahr gebannt war (Frostschnitt; Frostreserve).- 3. THURGAU: In Niederneuforn waren beim Drahtrahmen 2 Knebel mit 5-6 Augen bzw. 2 Streckbögen (Streckbogen) gebräuchl.- 4. AARGAU: Früher erzog man in Schinznach-Dorf nur 1 Streckbogen. Später bildete man 2 Streckbögen u. ab dem Zeitpunkt, als die Reben weiter auseinander standen, 1-2 Halbrundbögen (Halbrundbogen) aus.- 5. GRAUBÜNDEN: In Graubünden ist der Schürzling das zum Fruchttragen best. Holz. In Malans wurden früher bei den wurzelechten Burgunderreben 2 Schürzlinge mit etwa 3 Augen u. zusätzl. 1-2 Zapfen (Schnörgglein) mit 1-2 Augen angeschnitten, u. zwar mind. 30cm unterhalb des Schürzlings. Immer 2 Rebstöcke standen dicht nebeneinander. Bei den weißen Rebsorten wurde im Ggs. zu den roten das unterste Auge nicht mitgezählt. In Fläsch wurden früher bei Pfahlerziehg. 1 Schürzling mit 3-4 Augen u. 2-3 Schnörgglein, manchmal sogar bis zu 5 pro Rebstock angeschnitten. Beim DRAHTRAHMEN wurde hier der Rundschnitt praktiziert, der aber v. der GWP nicht näher erl. wird.- K. ÖSTERREICH: 1. NIEDERÖSTERREICH: In Mistelbach wird der Klosterneuburger Schnitt (mit Zapfen) v. dem Poysdorfer Schnitt (mit 2 langen Fruchtruten) unterschieden. In Klosterneuburg war der Wechselzapfenschnitt übl. Falls die REBSORTE es verlangte, wurde auch ein Bogen erzogen. Anf. der 1980er J. waren 2 Bögen mit Wechselzapfen übl.- 2. BURGENLAND: In Donnerskirchen wurde früher der Streckerschnitt durchgeführt: es wurden 1 Strecker (Fruchtholz, das v. Stützpfahl der Rebe zu einem 2. Pfahl gebogen u. dort befestigt wird) u. 1 Stutzen mit 4-5 Augen, auch Stümpfel (Stumpfel, Stümpfel) genannt, angeschnitten. Aus dem Stutzen wuchs das Holz, das im darauffolgenden J. als Strecker diente. Strecker, die auf dem Stutzen wuchsen, waren bes. fruchtbar. Anstelle des Stutzens bzw. Stümpfels konnte auch ein Zapfen mit 2 Augen, ebenfalls Stümpfel genannt, angeschnitten werden. In Rechnitz wurden beim Rebstock die inneren Triebe alle entfernt, so dass eine korbähnl. Form entstand; auf einem Wassertrieb wurde ein Reservezapfen (Passer) angeschnitten, der im darauffolgenden J. das Fruchtholz (Tragrebe) trug. Übl. waren hier 2 Fruchtruten (Tragrebe), die auf einjährigem Holz standen, u. 2 Passer, die jeweils aus einem Wassertrieb stammten. In Mörbisch a. See schnitt man Reservezapfen (Zäpflein, Zäpfe-) mit 2 Augen (Zwei-Augen-Zäpflein) od. 3 Augen (Drei-Augen-Zäpflein) an, in Neckenmarkt bei Pfahlerziehg. 1 Bogen u. 1 Knieling. In Mönchhof waren früher bei Pfahlerziehg. 1 Tragrute, Trage- u. 1 Zapfen übl.- 3. STEIERMARK: In Klöchberg lösten sich Steckenkultur, Drahtkultur u. Hochkultur ab: Bei der Pfahlerziehg. wurden 1 Zapfen u. 1 Bindrebe angeschnitten, i.J. 1982 beim Drahtrahmen 2 Bindreben, ebenso in der Hochkultur. In Mahrensdorf beließ man bei Pfahlerziehg. früher 1 Ross u. 2-3 Zapfen, Lass genannt. Bei dieser Schnittart konnte immer nur 1 Ross angeschnitten werden, während beim Rebschnitt, der i.J. 1982 praktiziert wurde, 2-3 Strecker ausgebildet werden konnten. In Glanz wurden früher bei der Stockkultur 2 Bogen, meist Sparon, später auch Binder (Binder, Bindner) genannt, u. 2 kurze Zapfen stehen gelassen. Wohl nur auf die Steiermark begrenzt ist der Pirstingerschnitt, eine Schnittart, bei der man 1 Lass (mit 3-4 Augen), 1 Lässlein (mit 2 Augen) u. 1 Binder (mit 7-10 Augen) anschnitt, bei einer starkwüchsigen Rebe auch 2 Binder. In Glanz praktizierte man in noch früherer Zeit den Lassschnitt, Lassen-, bei dem ausschließl. Zapfen angeschnitten wurden. Da aber die alten Rebstöcke 1m od. noch höher wurden, ging man zu dem Pirstingerschnitt über, einem Zweischenkelschnitt, mit dem der Rebstock niedrig gehalten werden konnte, bis dann schließl. die Hochkultur aufkam.- L. SÜDTIROL: In Andriano/Andrian wurde die Rebsorte Vernatsch in der PERGEL kürzer angeschnitten als and. Rebsorten.- M. UNGARN: In Mór/Moor schnitt man den Rebtrieb schräg an, damit der Saft nicht auf das Auge tropfte. Auch in Zsmbék/Schambeck achtete man darauf, dass der Schnitt immer "schrägs" ausgeführt wurde. In Harkau schnitt man bei einer starkwüchsigen Rebe zusätzl. zum Bogen (Stupfer), dessen Spitze in den Boden gesteckt wurde, noch 1 Zapfen an. In Somberek/Schomberg unterschied man bei Pfahlerziehg. den Stumpfschnitt mit 2-3 Augen v. Langschnitt mit 6-7 Augen.- N. KROATIEN: In Selzi wurde noch i.J. 1983 die KOPFERZIEHUNG am Einzelpfahl praktiziert. Am Rebkopf wurden alle Triebe entfernt, bis auf den sog. Wichser v. 20-25cm Länge, der mit Weide an den Pfahl angebunden wurde. Im Laufe des J. wuchsen aus diesem Kopf 7-8 Triebe, die auch Trauben brachten; aber der Wichser trug etwa doppelt so viele. Im nächsten Frühj. wurde der alte Wichser entfernt u. ein neuer angeschnitten u. festgebunden; alle and. Triebe am Kopf wurden gleichfalls entfernt. Selten wurden 2 Wichser stehen gelassen, da die Rebe sonst zu viele Früchte entw. u. sich zu Tode trug.- O. SERBIEN: In Buljkes/Bulkes schnitt man 2 Fruchtruten (Rebe) u. 2 Wichser (mit 1-2 Augen) an.- P. SLOWENIEN: In Ribnik/[Rübnig] wurden früher bei Pfahlerziehg. 3 Zapfen (Schnitz) u. 1 Bogen angeschnitten, u. zwar mit einem geraden Schnitt (gerichts) im Ggs. zur Schnittführg. in UNGARN, wo zur Schong. des Auges immer schräg angeschnitten wurde (vgl. M.). In Wretzen beließ man i.d.R. nur 2 Schnitz an einem Rebstock. Hierbei wurde die Schnittführg. v. der Dicke des Rebholzes abhängig gemacht. Bei einer schwachen Rebe konnte auch nur 1 Schnitz angeschnitten werden. In Jurschinzen gab es früher vor allem 2 Schnittarten: der Tragschnitt u. der Rheinschnitt, bei dem 2 kurze Zapfen u. 1 langer Bogen belassen wurden. Später kam noch der Rheinlandschnitt mit 2 Bögen hinzu, als der Abstand 1,50-2m betrug. Der Zapfenschnitt wurde hier meist bei Tafeltrauben angewandt.- Q. TSCHECHIEN: In Sulp/Zulb wurden früher beim Rebstock 8-10 Zapfen mit je 2 Augen angeschnitten (Zapfenschnitt); 1 Bogenschoss u. 1 Zapfen mit 2 Augen in Velké Zernoseky/Großtschemosek; diese Schnittart hieß Rheinischer Schnitt.- R. SLOWAKEI: Solange der Rebstock wüchsig war, schnitt man ihn in Bratislava/Pressburg "auf Stock". Wenn er jedoch älter wurde, die Wüchsigkeit nachließ u. er unten weniger austrieb, wurde er "auf Hecke" geschnitten, d.h. man beließ 2 Fruchtruten mit 6-7 Augen u. verlängerte diese anschließend jedes J. um 2-3 Augen.- S. RUMÄNIEN: Beim Schnitt wurden bei Pfahlerziehg. in Hodod/Kriegsdorf Ganzholz, Halbholz u. Viertelholz unterschieden; leider werden v. den GWP keine zusätzl. Erl. gegeben. In Mór/Moor wurden 1-2 Augen belassen, ähnl. auch in Tevel/Deutsch-Tevel, wo aber auch mehr Augen angeschnitten werden konnten. Bei einer jungen Rebe schnitt man in Moor erst 1 Auge an, nach 3 J. schließl. 2-3 Augen. Mit der Hochpflanzung begann man nach 3-4 J. In Velikokomarìvka/Kassel wurde der Rebstock auf 5-6 Ruten mit 3 Augen zurückgeschnitten. Wurden 4 Augen belassen, dann trug die Rebe zunächst viel, im darauffolgenden J. aber schlechter; 1-2 Zapfen (Pfeife) u. 1 Pfählrebe (Pfahlrebe, Pfähl-) in Guttenbrunn; 1 (Trag)rebe u. 2 Zapfen (Pfeife) mit 2 Augen in Zaderlak. Die Pfeifenrebe, die sich im darauffolgenden J. aus dem Zapfen entw., trug nur 2 Trauben, die aber größer waren als die der Tragrebe.- s.a. Vorschnitt, Für- (SchweizWB 9, 1356); Walliser Schnitt (Egli 1982, 91, Skiz. 3; ib. 427, Abb. 18).- Lit. (überwiegend mit Abb.): Ambrosi M. 1925; Arthold 1929, 170ff.; Bauer K. 2002, Kap. 4.1; Babo/Mach 1924, 1/2, Kap. II.A; Bonte [1922], 2f.; Braden 1905; Dahlen 1878, 142ff.; Dern 1914, 51f.; Flüeler 1980, 59ff.; Gadille 1967, Abb. VI/B; Goethe H. 1873; Goethe R. 1894; Graeger 1873, 16ff.; Hauenschild 1821 (Ringelschnitt); Jaquinet 1977; Kiefer 1978, 87f.; Klaas 1975, 130; Klein E. 1905, 55ff.; Klingner [1935], 58ff.; Laur E. 1939, 356ff.; Lenert 1905, 25ff.; Mohr F. 1864, 11ff.; Müller E. o.J.; Müller E. u.a. 2000, Kap. II.1.4; Muth 1928, 37; Redl u.a. 1996, Kap. G.1; Schams 1832/33, 1, 11ff.; Scheu 1950; Schattenmann 1863/64; Schmitthenner 1910, 46ff. 55ff.; Schwarzenbach 1969; Thränhart 1845, 74ff.; Ulrich 2006; Vogt/Schruft 2000, 159, Kap. 8.2.3; Wenisch 1912, 62ff.; Wölfer 1922, § 126; Zweifler 1924, 83ff.- M.B.
Rebschnitt
Rebschnitt

Rebschnitt: Zapfenschnitt, Wei
Rebschnitt: Zapfenschnitt, Wei


Artikel wurde aus Cache gelesen