TRAUBENMÜHLE:
I. Allgemeines.
II. Typ.
III. Einzelteile.
IV. Standort u. Gefäß unter der Mühle.
I. Allgemeines: Die Traubenmühle dient dazu, die gelesenen Trauben, i.d.R. vor der KELTERUNG, zur sog. MAISCHE zu zerquetschen. Waren zunächst ausschließl. hölzerne, handbetriebene Mühlen in Gebr., so setzten sich immer mehr elektrische Mühlen od. Maschinen durch, die das Zerquetschen der gelesenen Trauben schonend u. zügig durchführen, damit die Maische möglichst wenig mit Luft in Berührg. kommt.- II. Typ: Bei den handbetriebenen Mühlen (Handmühle, Handquetsche, Drehmühle) wurden die hölzernen od. eisernen Walzen mit einer Kurbel angetrieben. Später kamen die elektrischen Mühlen (Elektromühle) auf. Im Weinbau wurden auch Mühlen benutzt, mit denen sonst Äpfel od. Birnen gemahlen wurden (Äpfelmühle, Obstbaumühle, Obstmühle). In Balgach (ST. GALLEN) erzielte man in den 1980er J. mit den mod. Pressen eine Ausbeute v. über 35-40%, während früher die Obstmühle nur eine Ausbeute v. 25% ergab. Die v. den GWP mitgeteilten Fachw. nehmen vielfach Bezug auf die Tätigkeit des Zerquetschens der gelesenen Trauben (hineinknätschen, quetschen, ratschen, rätschen, raspeln, rebeln, rellen, trosen), eine Arbeit, die früher meist schon im WEINBERG erledigt wurde (Beermühle, Beeren-, Daralo, Drescher, Eisenwalze, Knätscher, Mahle, Morzsolo, Mühle, Quetsche I (Presse), Quitsche, Quetscher, Quetschmaschine, Quetschmühle, Rappe I (Mühle), Rappel, Raspel, Ratsche, Rätsche, Ratze, Rebler, Rebeler, Rebelmaschine, Rebenmühle, Relle, Rölle, Tiefmuldenmühle, Träubelmahle, Träubelmühle, Träubels-, Träubelrappel, Träubelratze, Traubenmaschine, Traubenmühle, Traubenquetsche, Traubenquetscher, Traubenraspel, Traubenrebler, Traubenrölle, Traubenzwätschge, Träubleinmühllein, Trosenmaschine, Weinbeermaschine, Weinbeermühle, Weinbeerquetsche, Weinbeerratsche, Weindrescher, Weingartquetsche, Weingartmühle, Weinmühle, Weinrebler, Weinträubelsmühle, Zwätschge). In Langenlonsheim (NAHE) kannte man einen Mühlentyp, bei dem am Gestell, auf dem die Mühle aufgebaut war, ein Rad angebracht wurde, sodass sie wie eine Schubkarre vorwärts bewegt werden konnte. In Neu-Beschenowa (RUMÄNIEN) u. in Velikokomarìvka/Kassel (UKRAINE) gab es 2 Arten v. Traubenmühlen: einerseits Mühlen mit Walzen (Walzenmühle), andererseits Mühlen, die nur Zähne (Walzenzahn, Zahn) besaßen. Da aber bei beiden die Beeren oft unzerkleinert hindurchfielen, die viel Presswein ergaben, bevorzugte man in Velikokomarìvka das TRAUBENTRETEN. Denn auf diese Weise erhielt man mehr Vorlauf, Für-, d.h. ohne Kelterg. gewonnener Most, der weitaus geschätzter war als der durch Auspressen hergestellte.- III. Einzelteile: Die Traubenmühle bestand i.d.R. aus einem (halbzylindrischen) Einfülltrichter (Gosse I (Rinne), Kasten, Trachter, Trächter, Trichter) u. einem Schwungrad (Drehe, Kurbel, Rad) mit 1 Griff (Hebe), mit dem die Walzen (Rolle, Quetschwalze, Steinwalze, Walze, Wälzelein) v. Hand angetrieben wurden. In Langenlonsheim war der Trichter so beschaffen, dass er 1 Rückentraggefäß (Legel) voll Trauben, d.h. ca. 35-40kg, fasste. Bei der ältesten Bauart wurden 1 od. 2 hölzerne Walzen (Holzwalze) durch Kurbelantrieb bewegt. In Malcoci/Malkotsch (RUMÄNIEN) befand sich in der Mühle nur 1 Walze, die aber voll mit spitzen Zapfen besetzt war. Gewöhnl. bestand das Mahlwerk in neuerer Zeit aber aus 2 Metallwalzen. In Gambach (FRANKEN) waren diese Walzen entweder aus Eisen (Eisenwalze) od. aus Gusseisen (Gusswalze) hergestellt. In Langenlonsheim (NAHE) bestanden sie in den 1980er J. aus Gummi (Gummiwalze), damit beim Mahlen die Traubenkerne u. -stiele nicht verletzt wurden. Auch in Fürfeld (RHEINHESSEN) wurden Holz u. Eisen schließlich v. Gummi u. Kunststoff abgelöst. In Stepanìvka/Adolfstal befanden sich in der Mühle Kammrisser, die wohl die Funktion hatten, die Beeren zu entrappen, d.h. v. den Kämmen (Stielgerüsten der Trauben) zu lösen. Ein Sieb schied in Fläsch (GRAUBÜNDEN) die abgelösten Stielgerüste aus. Meist war die Mühle auf einem Gestell aufgebaut, das mittels 4 Griffen, die sich an den Holmen (Holm) befanden, getragen wurde.- IV. Standort u. Gefäß unter der Mühle: Früher erfolgte das Mahlen überwiegend schon während der LESE. Oft stand die Mühle auf einem gr. Gefäß am Rand des Weinbergs, wo es eben war. Der Traubenträger kippte das Lesegut in die Mühle u. übernahm vielfach auch das Mahlen. In Hammelburg (FRANKEN) war sie in der Winzerhalle untergebracht. Nie im Weinberg gemahlen wurden dagegen die Trauben in Ingelfingen (WÜRTTEMBERG), wo die Mühle in der Kalter, Kelter stand. In Fellbach befanden sich in diesem Gebäude ca. 300 Stellplätze für die "Bütteme" (GEFÄSS), auf denen die Traubenmühlen in Reih u. Glied standen. Es gab insgesamt 24 Reihen, in denen jeweils 12 solcher Gefäße mit den Mühlen auf Fasslager ruhten, die ca. 1m voneinander entfernt waren. Eine solche Reihe wurde Gang genannt. Im Weinberg wurde die Traubenmühle ebenfalls auf größere Gefäße wie Feldständer, Stander, Ständer, Stellfass bzw. Zuber, Züber gestellt. In Möckmühl wurde hierzu die Gelte benutzt. Ein (dreistufiges) Treppchen führte in Kallstadt (PFALZ) u. in Langenlonsheim (NAHE) zu dem Feldzuber hinauf, auf dem sich die Mühle befand. Zu Hause stellte man die Mühle z.B. auf folg. Gefäße: Büttchen, Bütte, Holzständer, Mostbütte, Rebelwanne, Schlagbütte, Stande, Stander, Ständer, Stellfass u. Zuber, Züber. Auf einem Holzgestell, dem. sog. Büttenkreuz, lag - ca. 30-50cm v. Boden entfernt - die Traubenmühle in Walheim (WÜRTTEMBERG) auf, damit man ein Züberlein unterstellen konnte, in das der Most abgelassen wurde. Hierzu befand sich unten an der Bütte ein Zapfen, der bei Bedarf entfernt werden konnte. Dieser (manchmal besenstielartige) Zapfen (Ablasszäpflein, Holzzäpflein, Zapf, Zapfen, Zäpf, Zuberzapfen) ist auch aus and. Weinbauorten bezeugt. Innen vor die Auslauföffng. legte man zur Filterg. ein Bündel aus Schwarzdorn (Büschelein) auf 2 Holzstücke (Scheitlein), darauf kamen 2 Steine zum Beschweren, damit sie nicht fortgeschwemmt wurden. Andernorts wurden Rebholzbündel verwendet, die ebenfalls mit einem Stein beschwert wurden. Um die festen Traubenbestandteile im Gefäß unter der Traubenmühle zurückzuhalten, wurden auch in and. Orten Gegenstände vor die Auslauföffng. ins Innere des Maischegefäßes gelegt, z.B. in Perl (MOSEL) ein Wisch aus Reblaub, in Weisenbach (BADEN) ein Reisigbesen od. ein Weidenkorb, in Stepanìvka/Adolfstal (UKRAINE) u. Neu-Beschenowa (RUMÄNIEN) ein Besen, in Sângeorzu/St. Georgen ein Blech sowie Holzzweige u. in Hlinaia/Glücksthal (MOLDAWIEN) ein Netz, in Ribnik/[Rübnig] (SLOWENIEN) ein Netz aus Draht (Sieblein, Siebe-). In Hartberg (STEIERMARK) stand die Traubenmühle auf einem best. Teil der PRESSE, dem Kästlein, Käste-, Presskästlein, in welches das gemahlene Traubengut hineinfiel.- s.a. Thurgauische Obstmühle (Gut 1869, 34); Weintraubenmühle (Vierrath 1978, 179, Abb. 7).- Lit. (überwiegend mit Abb.): AIS 1318; Arthold [1931], 334f.; Babo/Mach 1924, 1/2, 613ff., Abb. 374ff.; Belle [1904], 3ff., Fig. 1ff.; Dahlen 1878, 243ff., Fig. 143ff.; Mach 1884, 160ff.; Müller K. 1930, 833f.; Troost 1972, 49f.- M.B.
Traubenmühle u. "Logelträger" mit den gelesenen Trauben
Traubenmühle u. "Logelträger" mit den gelesenen Trauben

Motormühle zum Mahlen der gelesenen Trauben
Motormühle zum Mahlen der gelesenen Trauben

Traubenmühle
Traubenmühle


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