VEREDLUNG: Zur Bekämpfg. der Reblaus (SCHÄDLING) gewann die Veredlung (Okulation, Rebveredlung, Veredlung, -ing) seit E. des 19. Jhs. im Weinbau immer mehr an Bed. (impten, pelzen, pfropfen, Pfropfen II (Veredeln), possen, rebveredeln, veredeln, Weinpelzen, zweien, zweigen). Hierbei werden 2 geeignete Pfropfpartner miteinander verbunden, i.d.R. eine amerikanische Unterlagsrebe (Amerikanerunterlage, Amerikanerunterlagenholz, Amiunterlage, Amis-, Hybridenunterlage), die reblauswiderstandsfähig ist, u. das Holz einer Europäerrebe als Edelreis, das auf die Unterlage (Unterlagrebe, Unterlags-) aufgepfropft wird. Die beiden Partner behalten ihre Eigenschaften bei, d.h. das aufgepfropfte Edelreis übernimmt weder den Fuchsgeschmack, der den Trauben der Unterlagsrebe oft anhaftet, noch deren Widerstandsfähigkeit gegen Peronospora u. Oidium (KRANKHEIT) u. muss daher wie die einheimischen ungepfropften Reben gegen Rebkrankheiten behandelt werden (SPRITZUNG). Man unterscheidet i.Allg. 2 Arten v. Rebveredlungen, die Grünveredlung, bei der grüne Rebteile verwendet werden, u. die Holzveredlung mit verholzten Rebteilen. Bei der Grünveredlg. werden, meist im Mai od. Juni, grüne Teile des Rebstocks miteinander verbunden (grünveredeln, Grünveredler). In Werschetz (SERBIEN) wurden auf diese Weise die Wurzelreben (WURZELREBE) hergestellt. In Guttenbrunn (RUMÄNIEN) ließ man die Direkttrager, -träger 2 J. lang wachsen; im 3. J. wurden sie im Frühj. zurückgeschnitten u. dann die Grünveredlg. mit unterschiedl. Methoden (pelzen, platteln od. keilen) durchgeführt. Bei der Holzveredlung werden im Ggs. zur Grünveredlg. verholzte Rebteile im Ruhezustand verwendet, bevor sie austreiben. Sie umfasst zum einen die Standortveredlung, die direkt im WEINBERG vorgenommen wird, zum and. die Tischveredlung (Tischveredler), die z.B. in Werschetz (SERBIEN) im Winter zu Hause durchgeführt wurde u. daher auch Zimmerveredlung genannt wird. Bei der Tischveredlg. werden versch. Schnittarten angewandt; häufig wird der Zungenschnitt (mit Zunge u. Gegenzunge) durchgeführt. Nach dem Schnitt, der mit einem scharfen Pfropfmesser (GERÄT) erfolgt, werden die beiden Pfropfkomponenten aneinandergefügt (aufeinanderpfropfen, zusammenstecken, zusammenstoßen, -stößen) bzw. das Edelreis in den Veredlungsschnitt eingesetzt (anpfropfen, aufpfropfen, daraufpelzen, daraufpfropfen, darauftun, daraufveredeln, daraufzweien, einpelzen, hereinpelzen, hineinpelzen, obendaraufpropfen). Zu der Standortveredlg. gehört auch das Okulieren (Okuliering), bei der ein AUGE an der Amerikanerunterlagsrebe durch ein Edelauge ersetzt wird (aufpfropfen, äugeln, daraufpfropfen, daraufsetzen, veredeln). In Mór/Moor (UNGARN) wurde das Aufpfropfen des Edelreises (pelzen) mit Zungenschnitt durchgeführt. Im Ggs. zum Äugeln (äugeln), bei dem das Auge nach dem Einsetzen verbunden wird (binden), werden hierbei die beiden Pfropfkomponenten nur ineinandergesteckt u. nicht verbunden. In Somberek/Schomberg (UNGARN) traf man eine Unterscheidg. zw. dem Edeln (edeln), das oben an der Rebe vorgenommen wurde, u. dem Pelzen (pelzen), bei dem mittels eines Veredlungsschnitts Unterlage u. Edelreis aneindergefügt wurden. In Zsmbk/Schambeck wurde am Kopf der jungen Rebe mit dem Messer der Veredlungsschnitt angebracht (voneinanderspalten) u. dann das Edelreis der Rebsorten Riesling (Riesling, Rieslinger) od. Hönigler (Honigel, Honigler, Hönigler) eingesetzt (einhinpelzen), das über Winter im Keller aufbewahrt worden war. Anf. der 1980er J. war die Veredlungsstelle häufig schon mit Paraffin versiegelt (paraffinieren), daher musste sie nach dem Pflanzen der Pfropfrebe zum Schutz vor Austrockng. nicht mehr mit Erde bedeckt werden. In Reichesdorf (RUMÄNIEN) führte man die Veredlg. (possen) im Frühj. durch. Die Unterlagsreben wurden aus dem Muttergarten geholt, in dem sie herangezogen worden waren, u. die Edelreiser beim REBSCHNITT v. der Rebe abgeschnitten. Das Possmaterial wurde anschließend in einer Kiste unter Zugabe v. Holzkohle mit Moos verpackt u. im Fürtreibkeller vorgetrieben. In Apoldu de Sus/Groß-Pold lagerte man die aus der Rebschule (Pflanzschule, Rebschule, Reben-) beschafften jungen Reben über Winter im Keller (einwintern). In Malitschen (TSCHECHIEN) wurden früher keine Veredlungen durchgeführt, da das Weinbaugebiet lt. GWP als einziges in Nordböhmen reblausfrei war.- s.a. Pelzreis (Heintl 1821, 319); Profing m. (Pfister 1995b, 76: < frprov. provin; WKW 56/273); Rottschlag (Zweifler 1924, 28, Abb. 12); Unterlagenschnittgarten (Becker H./Fiesenig [1977], 111, Abb. 2f.); Versuchsweinberg (Laur E. 1939, 175, Abb.); Wurzelhalsveredlung (Ambrosi M. 1925, 89, Abb. 44).- Lit. (tw. mit Abb.): Alanne 1957a, 55ff.; Ambrosi M. 1925; Arthold 1929, 62ff.; Babo/Rümpler 1885, 57ff.; Bauer [A.] 1929; Bauer K. 2002, Kap. 2.6.2; Dahlen 1878, 82ff.; Babo/Mach 1923, 1/1, Kap. VI u. VII; Champin/Roesler 1882; Flüeler 1980, 46ff.; GeisenhVortr. [1977]; Heintl 1821, 318ff.; Jablanzy 1894; Klaas 1975, 132; Klingner [1935], 40f.; Kober 1893; Mader J. 1921, 102ff.; Müller K. 1930, 596ff.; Oberhammer 1987; Plomteux 1980, 72; Redl u.a. 1996, Kap. D.2; Regner 1876, 313ff.; Rochaix u.a. 1977, 96f.; Sahut 1891, 164ff.; Scheu 1950, 84ff.; Schmitthenner 1910, 50ff.; Schumann 1998, 240; Vogt/Götz 1979; Vogt/Schruft 2000, Kap. 11; Wenisch 1912, 18ff.; Wölfer 1922, §§ 122. 134; Zweifler 1924, 23ff.- M.B.
Veredlungstisch
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Veredlung
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